Am 28. März 2022 besuchten Schüler*innen der Q1 zusammen mit ihren Fachlehrerinnen sowie der Abteilungsleitung SII der Gesamtschule Hattingen gemeinsam die Aufführung „Nathan der Weise“ (1779) im Casa in Essen.
Die Inszenierung startete gleich zu Beginn unerwartet modern, aber höchst aktuell, indem durch Bombeneinschläge, Sirenen und Gewehrsalben das Schauspiel in eine Kriegsszenerie hineinversetzt wurde. Der historische Kriegshintergrund wurde während der Lektüre im Unterricht nicht so stark in den Fokus gerückt, gewann nun aber aufgrund der aktuellen Situation im Osten Europas an Brisanz und stellte die Aktualität des Werks von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) in den Vordergrund. Die Modernität der Inszenierung zeigte sich aber nicht nur hier sondern auch in der Adaption des Originaltextes, der ansprechend in moderne Textfassungen umgewandelt wurde und so vor allem eine Identifikation mit den jugendlichen Protagonisten, Recha, die Adoptivtochter Nathans, und dem Tempelherrn ermöglichte sowie eine neue Sicht auf deren Wahrnehmung des Handlungsgeschehens erlaubte. Denn der Prozess des Kennenlernens und des Verliebens wurde durch die Modernität der Sprache auch für das jüngere Publikum greifbar.
Im Weiteren offenbarte sich aber auch eine geschickte Einbindung zentraler Originaltextstellen, wie u.a. des Monologs Nathans und seiner Ringparabel. Mit technischen Effekten wie Kameraeinstellungen wurden hier der Gedankenstrom und die brenzlige Lage Nathans, in der die Stärke der Figur deutlich wird, perfekt in Szene gesetzt.
Hinzu kam eine vor allem durch die Figur der Daja stattfindende Einbindung des Publikums durch humorvolle, ironische Kommentare, die nicht nur dem Unterhaltungswert dienten, sondern auch eine andere Seite der Figur zeigten. Abgerundet wurde am Ende des Theaterstücks eine zusammengerückte Familie vor dem Hintergrund immerwährender Kämpfe und der Präsentation grundlegender Menschenrechte wie „Jeder Mensch hat das Recht auf Frieden“ aufgeführt.
Die gelungene Inszenierung des 1779 erschienen Werks belohnte das Publikum mit viel Applaus, dem wir uns an dieser Stelle nur ein weiteres Mal anschließen möchten.
Frau Rudolph, Frau Schreiber, Deutschlehrerinnen
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